Wo früher die Uhr hing [also in Eng]
#58

Wo früher die Uhr hing [also in Eng]

Wenn man einen Raum betritt, in dem früher

eine Uhr an der Wand hinkte, sucht man

sie.

So sehr du es auch versuchst, du kannst

dem Impuls nicht widerstehen, beiläufig den Kopf in

die Richtung zu drehen, nicht um die Zeit

zu sehen.

Sondern weil Uhren sich auf seltsame Weise in

unseren Geist eingravieren, oder besser gesagt, auf unsere

Netzhaut.

Es ist ein seltsamer Reflex, wie wenn du

eine Streichholzschachtel schüttelst, nicht unbedingt um zu wissen,

ob sie voll oder leer ist, sondern allein

wegen des Geräusches.

Unwiderstehlich.

So ist es mit der Uhr.

Also der unkontrollierbare Impuls ist derselbe, aber nicht

die Gedanken und die Folgen, für mich.

Siehst du, jedes Mal, wenn ich in mein

altes Haus gehe, versuche ich mich vorzubereiten.

Ich versuche, die leere Wand zu ignorieren, weil

ich weiss, dass an der Wand neben dem

Fenster keine Uhr mehr hängt.

Nichts schlimmes,

die Uhr blieb einfach stehen und nach einer

Weile wurde sie abgehängt und dann weggeworfen.

Ich weiss es.

Die Wand ist leer.

Ich weiss es gut.

Und ich versuche, nicht hinzuschauen.

Und doch kann ich nicht anders.

Trotzdem schaue ich hin.

Und jedes Mal, wenn mein Blick zur Wand

geht, tut es weh.

Ich spüre einen kleinen Schmerz wachsen in meiner

Brust.

Und ich höre ein unerträgliches Lachen.

Ich sehe meine Mutter, die vom Fenster ruft,

dass wir noch rauskommen sollen,

es wird dunkel.

Ich höre das Geräusch des Abendessens in der

Küche, die Töpfe, das Radio, die Gespräche, und

"Wie war dein Tag?"

Und das Ticken der Uhr, die unser Leben

begleitet hat.